Der unscheinbare Verkaufsvertreter
Quelle: Spotify
Ich lieg im Bett und schau noch fern,
die letzte Tagesschau,
wie der Sprecher sagt, ein Unfall war
am Autobahnkreuz Hallertau.
Ein Opel Omega GT
raste in einen LKW,
der nachts, soweit bist bisher klar,
ohne Licht auf der Standspur gestanden war.
Der PKW ist explodiert
und anschließend ausgebrannt.
Das Auto war aus Heppenheim,
der Fahrer völlig unbekannt.
Wieder einer abgeraucht,
nichts Besondres los,
ich hol mir noch ein Bier vom Kühlschrank
und schalt das Fernsehn aus.
Früher hat er mal studiert,
das war langweilig und streng,
die Frauen warn interessanter,
das Praktische war mehr sein Ding.
Die Konjunktur war spritziger
seinerzeit in den Siebzigern,
die Freundin sagt, sie kriegt ein Kind,
und da wars Zeit, daß er Geld verdient.
Der Job war gut bei Hanomag,
viel geschuftet, viel verdient,
für das Haus, für Frau und Kind,
fürs Auto und die Waschmaschin'.
Er rackert und er raucht zuviel,
lebt von Bratwurst und von Fritten,
irgendwer verkauft die Firma,
und plötzlich herrschen andre Sitten.
Der Ton wird rauh und ein junger Spund
spricht von Effektivität,
und jeder schiebt den Schwarzen Peter
auf den unscheinbaren Verkaufsvertreter.
Jedes Jahr wird mehr verlangt,
es wird schwierig mit den Kunden,
die Umsätze sollen steigen und
der Chef tut, als hätt er den Strom erfunden.
Er kommt nach Haus und seine Frau,
spricht von Dingen, die er nicht kennt,
von Strahlung, Energie, und
langsam merkt er, sie wird ihm fremd.
Dann fährt er wieder rum allein,
doch in der Näh von Heppenheim
trifft er eine nette Frau,
und am nächsten Tag zieht er bei ihr ein.
2 Zimmer, Küche, Bad, Balkon,
einfach ist das Paradies,
da geht er auf Tauchstation
und hofft, daß ihn die Welt vergißt.
Doch die Frau, sie geht zur Polizei,
mein Mann ist weg, er heißt Peter Schmidt,
und genauso schaut er aus,
ein unscheinbarer Verkaufsvertreter.
Er arbeitet für Löwenbräu, Buderus und Eternit,
Ferrero, Maggi, Salamander,
Schießer, WMF und Witt.
Er fährt oft tief bis in die Nacht,
und dabei hört er Radio,
er fragt sich, von was reden die,
so ist die Weltnicht, doch nicht so.
Einmal, denkt er, schau ich noch,
heimlich nachts zuhaus vorbei,
einmal noch die Kinder sehn,
wie sie abends schlafen gehn.
Manchmal blenden ihn die Lichter,
langsam wird es finster,
liegt da was auf der Straße,
oder sieht er schon Gespenster?
Der Rückweg ist lange, beinahe schläft er ein,
er denkt, das wär's jetzt, ein Kaffee,
und dann steht da plötzlich der LKW.
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